Traumasensibilität in der Schule
Schule ist der zweite große Lebensraum neben der häuslichen Umgebung eines Kindes. Dadurch hat die Schule auch die Aufgabe, das Gedeihen von Kindern zu beobachten und externe Unterstützung zu organisieren, wenn es Kindern nicht gut geht. Das kann soweit reichen, z.B. das Jugendamt einzuschalten, wenn offensichtliche Zeichen von Missbrauch oder Gewalt auftreten. Gleichzeitig geht es vielen Kindern in unserer Gesellschaft nicht gut, ohne dass wir eine große Handhabe haben, die Umstände in dem Moment zu ändern.
Wieso ist Traumawissen so wichtig?
Daraus ergeben sich zwei große Aufgabenbereiche für uns PädagogInnen. Zum einen sollten wir geschult genug sein, um traumatische Symptome bei Kindern zu erkennen und für die Kinder passende Unterstützung zu organisieren. Und zum anderen sollten wir soviel Wissen über die Traumapädagogik haben, dass wir belasteten Kindern in der Schule einen möglichst sicheren Hafen bieten. Denn wir können den Kindern ihre Probleme oft nicht abnehmen, aber zumindest ihre Situation anerkennen und sensibel damit umgehen. Für manche Kinder ist es auch schon Gold wert, sich zumindest einige Stunden am Tag sicher und verbunden zu fühlen.
Woran erkenne ich, ob ein Kind traumatisiert ist?
Um den Zustand von Kindern im Hinblick auf Traumatisierungen einordnen zu können, bedarf es einen Überblick über das Traumamodell (eine kleine Übersicht ist hier) und ein Wissen darüber, welche Symptome in welchen Zuständen auftreten. PädagogInnen haben nicht die Rolle von Therapeuten und sollen weder Diagnosen erstellen noch versuchen, therapeutisch zu arbeiten. Dennoch haben sie oft einen guten Blick aufs Kind und verbringen mehr Zeit mit den Kindern als sonst irgendein Erwachsener außerhalb der Familie oder des häuslichen Umfelds. Vielleicht ist da sonst niemand, der sich nach Hilfe umschauen kann oder will. Deswegen lohnt es sich sehr für Lehrkräfte, zumindest ein Grundwissen über das Traumamodell zu erlangen und dann nach eigener Einschätzung professionelle Unterstützung dazuzuholen, wenn ein Kind traumatische Reaktionen zeigt.
Was tut belasteten Kindern gut?
Viele Kinder machen traumatische Erfahrungen in ihrem Leben. Vielleicht hat ein Kind ein Entwicklungstrauma und hat früh Vernachlässigung oder Missbrauch im häuslichen Umfeld erfahren. Oder es gab einen plötzlichen Todesfall oder eine Trennung im nahen häuslichen Umfeld. Wie Kinder auf Krisen reagieren ist sehr unterschiedlich und nicht immer müssen Traumata entstehen.Doch häufig sind traumatische Symptome erkennbar, die aber nicht verstanden werden und zu weiteren Problemen des Kindes führen. Denn diese Kinder sind weniger belastbar, oft weniger kooperativ und zeigen Verhaltensmuster, die dem sozialen Miteinander und dem Lernerfolg nicht zuträglich sind.
Durch die Schule verdoppelt sich oft die Belastung von traumatisierten Kindern.
So verdoppelt sich die Belastung: das Kind hat nicht nur schlimme Dinge erlebt sondern erfährt auch noch wiederholte Ablehnung und Misserfolge im Schulalltag.
Je mehr wir über Trauma und die Folgen wissen, desto leichter fällt es uns PädagogInnen, adäquat und verständnisvoll zu reagieren und für günstige Bedingungen zu sorgen. Deswegen ist es mir sehr wichtig, Traumawissen in den Schulen zu verbreiten und für Verständnis zu werben. Ich komme gerne in deine Schule und bilde das Team zu diesem Thema weiter. Aber vielleicht macht es auch Sinn, dass sich ein oder zwei KollegInnen zu einer größeren Fortbildung im traumapädagogischen Bereich anmelden. Da findest du Adressen auf meiner Literatur & Links Seite.